Heute ging doch einiges schief! Es begann schon mit dem Start.

 

Start mit zwei Pannen

Kurz nach 06:00 verlasse ich das Zimmer und warte vor dem Hotel auf Philipp. Ich schlendere dann etwa 50m zu einer Ecke, dort sehe ich dann nach einer Weile wie Philipp sich auch bereit macht. In der Meinung, er habe mich gesehen, starte ich durch.
Als ich nach etwa 15 Minuten den Verdon erreiche und Philipp mich noch immer nicht eingeholt hat, denke ich, er ist wohl nochmals zurück, weil er vergessen hat die Uhr einzustellen, was ja schon mehr als einmal vorgekommen ist. Beharrlich wandere ich weiter.
Bei km 2.4 - um 06:58 - endet der Pfad vor einem Stacheldrahtzaun - Komoot hat uns auf einen Weg geschickt, der nicht mehr existiert.
OK - ich kehre um und werde nun Philipp treffen - dachte ich. Es ist 07:10 und von Philipp keine Spur. Erst jetzt schalte ich auf meinem Mobile den Flugmodus aus und sehe folgende WhatsApp-Meldungen, die er noch via WLAN vom Hotel aus versendet hat:

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Scheisse - Philipp hat mich also nicht gesehen und mich im Hotel gesucht.
Da Philipp's Mobile im Ausland kein Netzt findet, kann ich ihm nun auch nicht telefonieren.
Wenn er um 08:30 in Vinon-sur-Verdon sein will und später gestartet ist, nimmt er vielleicht eine direkte Route. Ich mach mich also auf den Weg nach Vinon-sur-Verdon. Da ich nicht der Hauptstrasse entlang laufen will, ignoriere ich die Tafel 'Propriété privée - accès interdit' und gehe auf einem Fahrweg durch die riesigen Felder, die meisten schon abgeerntet (Mais?), nur die Sonnenblumen recken sich nach der Sonne. Ich sehe noch zwei Hasen über ein Feld hoppeln, Philipp wird mir später berichten, dass er die beiden auch gesehen hat.
Bei einem Hof treffe ich auf Leute und zwei Hunde. Die Leute schicken mich höflich aber bestimmt zur Hauptstrasse. Wenn es den halt sein muss: 1,5km neben der Strasse. Schon bald sehe ich in der Ferne einen einsamen Wanderer - das kann ja nur Philipp sein - er hält auf die Hauptstrasse zu. Praktisch zeitgleich treffen wir dort aufeinander.
Philipp hat sich vom Zaun, bei dem ich umgekehrt bin, nicht aufhalten lassen und ist am Feldrand entlang gegangen und erst später auf die Hauptstrasse ausgewichen.

Nach einem Kilometer können wir die Hauptstrasse verlassen. Durch bewaldetes Schwemmland wandern wir nach Vinon-sur-Verdon, wo wir am Hauptplatz in einem Kaffee frühstücken.
Endlich mit Koffein versorgt und gestärkt machen wir uns frohen Mutes wieder auf den Weg.

 

Elektrozaun und Stacheldraht

Nach rund einer Stunde stehen wir wieder vor einem massiven Tor mit dem Schild "Entrée interdite". Ausser der Hauptstrasse finden wir auf der Karte keine Alternativroute.
Wie sich herausstellt, beginnt auf der anderen Strassenseite das Gelände des Kernforschungszentrum Cadarache, abgesichert mit Stacheldraht- und Elektrozäune, Schutzstreifen, nochmals Zaun - erinnert mich irgendwie an die ehemalige Grenze zwischen DDR und BRD.
Zur Zeit wird hier ein Kernfusionsreaktor (ITER) gebastelt.
Tapfer bringen wir die vier wohl unattraktivsten Kilometer hinter uns (davon habe ich keine Fotos geschossen, Google-Streetview hat das für mich erledigt;-)

Wir finden einen Pfad, der uns zwischen Zäunen und dem Verdon unserem Ziel näher bringt.
Hier mündet der Verdon in die Durance. Im Mündungsgebiet wird das Wasser beider Flüsse gefasst und in den Kanal Edf eingespiesen. Dieser dient der Bewässerung, der Trinkwasserversorgung sowie der Stromerzeugung.
Eigentlich ist es verboten auf den Dämmen dieser Kanäle zu wandern, die Wegspuren lassen aber darauf schliessen, dass das Verbot wahrscheinlich nur aus Versicherungstechnischen Gründen ausgeschildert wird. Wir flachwandern darauf entspannt nach Saint-Paul-lez-Durance, wo die nächste Herausforderung auf uns wartet.

 

Pertuis - so nah und doch unerreichbar

Um 13:00 stellen wir im Le boeuf chantant unsere Uhren und Navigationsgeräte ab und bestellen ein Bier.
Wir wollen nun mit Bus oder Taxi nach Pertuis und morgen früh mit leichtem Gepäck wieder hierher, um dann nach Pertuis zu wandern (siehe hier).
Schnell stellen wir fest, dass es keine direkte Bus-Verbindung gibt:

  • RomeRio listet wohl eine solche auf, die gibt's aber nur montags und donnerstags - zudem finden wir diese im massgeblichen zou-Fahrplan nicht. Es gibt ein Trost-Bier.

Wir versuchen es via UBER-App - "Kein Fahrer in ihrer Region verfügbar". Ich habe die App gleich gelöscht und noch ein Bier bestellt.

In der Zwischenzeit ist es 14:30 - wir bestellen ein Taxi - 2h später annuliere ich die Bestellung.
Wir haben in der Wartezeit herausgefunden, dass im Nachbar-Dorf Peyrolles noch zwei Betten frei sind und um 17:00 ein Bus dorthin fährt.

Um 17:30 checken wir schliesslich im Le Mirabeau ein, welches unmittelbar neben der Busstation liegt.
Zu Fuss gehen wir dann ins Dorf, wo wir am Dorfplatz zunächst bei einem Bier <<Hier wird Bier sein>> die Turbulenzen des Tages durchgehen und dann im Chez Maurice fein speisen.

 

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