Um 0200 stehen wir auf - insgesamt sind ca. 20 Leute beim Frühstück.
Kurz nach 0230 starten wir im hellen Mondlicht bergwärts. Nahe der Hütte haben einige Leute in Biwak-Zelten übernachtet, sie machen sich ebenfalls bereit für den Aufstieg. Die erste Stunde sind wir ausschliesslich in trockenem Fels. Dann werden die Gamaschen und Steigeisen montiert und über den relativ flach geneigten Gletscher (Stock statt Pickel) trotten wir am langen Seil unserem Ziel entgegen.
Mit Freude stelle ich fest, dass meine viertägige Eingehtour positive Wirkung zeigt. Den gestrigen Hüttenaufstieg via Gornergrat habe ich trotz wenig Schlaf gut verdaut und auch die Höhe macht mir nicht zu schaffen. In konstantem Tempo gewinnen wir stetig an Höhe. Die steileren Flanken bringen einem ganz schön ins Schwitzen, doch folgen immer wieder sanfte Neigungen, in denen man sich gut erholen kann. Die Temperatur ist angenehm, zwischendurch bläst aber ein böiger, kalter Wind und ich bin froh, dass ich ohne grossen Aufwand die Kapuze hochklappen kann.
Ab etwa 4000m folgt uns ein skurriler Einzelgänger, wortkarg (vermutlich aus dem Osten) und nicht besonders sicher gehend wird er bis auf den Gipfel immer dicht hinter uns bleiben.
Schliesslich beginnt es zu tagen, der Blick auf die Bergkulisse im Licht der aufgehenden Sonne ist sensationell. Allmählich macht sich die Höhe bemerkbar, in der letzten, ziemlich langen und recht steilen Flanke (Sattel, ca. 4300m) muss ich hin und wieder ein kurze Pause einschalten ("Moment") - ich habe den Eindruck, dass der Berg schneller wächst als ich gehen kann. Doch dann folgt der letzte Aufschwung auf dem ausgesetzten und stellenweise recht luftigen Grat. Die heiklen Passagen nehme ich nicht sehr elegant, aber immerhin aufrecht.
Kurz vor 0900 erreichen wir nach rund 6,5h als erste Seilschaft den Gipfel.
Der skurrile Einzelgänger bleibt nicht und wir haben den Gipfel bei ausserordentlich fantastischen Bedingungen für uns alleine - Genuss pur auf 4634m. Die Tiefblicke und die Fernsicht sind schlichtweg ergreifend.
Nach etwa 15 Min. stossen zwei Franzosen zu uns, sie sind von der Zumsteinspitze über den Grenzsattel gestiegen. Als sich die erste Seilschaft auf unserer Route dem Gipfel nähert, machen wir Platz.
Entlang den Fixseilen lassen wir uns von Philipp bis auf den Silbersattel (4515m) abseilen.
Der Abstieg auf dem sanft geneigten Gletscher ist nicht anspruchsvoll, so dass man während dem Laufen die Umgebung ausgiebig beäugen kann. Mir fällt auf, dass das Matterhorn aus dieser Perspektive nicht so elegant wirkt, vielleicht ist es auch einfach ein wenig verägert, weil man auf es herabschaut
Beeindruckend sind die gewaltigen Gletscherabbrüche links und rechts. Schon bald packen wir die Steigeisen in den Rucksack und tippeln in gleichmässigem Schritt talwärts.
Kurz vor 1300 treffen wir nach rund 3,5h Abstieg in der Hütte ein.
Bei Bier und Suppe feiern wir den erfolgreichen Abschluss des Projektes T-H.

Fazit
Im Vorfeld machte ich mir Gedanken, ob ich dieser Tour überhaupt gewachsen bin. Als Knackpunkte stufte ich die Höhe und vor allem die technischen Anforderungen auf dem Gipfelgrat ein (SAC: ZS,II-III).
Dank seriöser Eingehtour hatte ich keinerlei Probleme mit der Höhe. Auf dem Grat halfen mir die aussergewöhnlich guten Bedingungen.

Dank
Doch hauptsächlich verdanke ich mein absolut grösstes Gipfelerlebnis unserem Bergführer Philipp Werlen. Er führte uns von Beginn weg in regelmässigem, kräfteschonendem Tempo, so dass ich für den letzten Teil über ausreichend Reserve verfügte. Auf dem für mich anspruchsvollen Grat vermittelte er mir zudem stets das wichtige Gefühl, dass mir an seinem Seil nichts passieren kann.
Auch Philipp (Berni) hat vor allem in der Vorbereitungsphase dazu beigetragen, dass ich diese Tour überhaupt in Angriff nahm.
Nochmals ganz herzlichen Dank für dieses unvergessliche Erlebnis.



Nachdem sich Philipp von uns verabschiedet hatte, packten wir unsere sieben Sachen und machten uns auch an den Abstieg. Nach drei Stunden - unterbrochen von zwei nur kurzen Pausen - trafen wir um 1730 an der Station Rotenboden ein. Die Gornergratbahn brachte uns dann bequem nach Zermatt, wo bereits der Zug nach Visp wartete. In Visp blieb dann endlich ausreichend Zeit, um etwas Bier zu posten. Um 22:30 trafen wir dann ziemlich müde und sehr zufrieden in Winterthur ein.

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Profil
T H 12 MonteRosaHuette Dufourspitze Profil
Statistik
Länge: 17 km
rauf: 2175 Hm
runter: 2160Hm
Zeiten:
MonteRosaHütte - Dufourspitze: 6,5h
Dufourspitze - MonteRosaHütte: 3,5h
MonteRosaHütte - Rotenboden: 3h