Die zweite Etappe unseres Projektes beginnt um 13:45 in Wetzikon. Rita, Vreni, Olivier, Michi und ich starten frohen Mutes Richtung Süden. In der frühsommerlichen Nachmittagshitze tauchen wir schon nach wenigen Schritten gerne in die frische Waldluft ein. Wir geniessen das fantastische Lichtspiel in den verschiedensten Grüntönen.
Als erstes überraschendes Highlight ist das Oberhöflerriet zu erwähnen - ein paradiesischer Flecken mit Drumlins und Schwertlilien!
Nach etwas mehr als einer Stunde sind wir in Bubikon, wo wir uns auf der Terasse des Cafe Bolliger einen köstlichen Eiskaffee gönnen.
Vorbei an der Quelle der Glatt wandern wir Richtung Rapperswil. Die Cumulus-Wolken haben sich bedrohlich zusammengeballt, doch wir kommen trotzdem trocken in Rapperswil an. Hier verabschiedet sich Vreni.
Auf dem Pilgersteg fallen die ersten Tropfen, unbeeindruckt halten wir gegen Pfäffikon (SZ) zu, wo wir um 18:00 eintreffen. Rita und Olivier nehmen hier die S8 nach Hause.
Michi und ich klären zunächst die Verpflegungsmöglichkeiten: in St. Meinrad wird umgebaut, zum Restaurant bei der Tüfelsbrugg finden wir keine gültige Telefonnummer und Einsiedeln werden wir vermutlich erst gegen 22:00 erreichen. Wir beschliessen daher, dass wir uns im noblen Restaurant Luegete verpflegen. Trotz nasser Wanderkluft inmitten der herausgeputzten Gäste werden wir zuvorkommend bedient.
Mit Spaghetti, bzw. Zürigschnätzlets+Röschti gestärkt bringen wir die Steigung nach St. Meinrad locker hinter uns. In der Zwischenzeit hat sich auch die Wolkendecke aufgelockert - in der Abend-Dämmerung grüssen die beiden Mythen und aus der Ferne ist ein Kuckuck zu hören (hier hörst Du ihn auch!).
Wie vorgesehen treffen wir um 22:00 in Einsiedeln ein. In einer Beiz genehmigen wir uns einen tüchtigen Koffein-Schub vor der Nacht.
Entlang dem Flüsslein Alp wandern wir in der Dunkelheit wacker Richtung Mythen. Vom Vollmond noch keine Spur, so dass wir an den Wegweiser jeweils kurz die Taschenlampe einsetzen.
Bei der beleuchteten Telefonkabine in Brunni rasten wir.
Im Aufstieg zur Holzegg entdeckt Michi einen fluoreszierenden Pilz  - im wahrsten Sinne des Wortes ein weiteres Highlight, welches man wirklich nur in der Nacht beobachten kann, aber nur wenn man ohne Licht unterwegs ist.
Exakt 12h nach dem Start in Wetzikon erreichen wir die Holzegg. Auf dem Abstieg Richtung Schlattli leuchtet uns der Mond den Weg so stark aus, dass wir klare Schatten werfen.
Beim Überqueren eines Viehzaunes bekomme ich zwei, drei Elektro-Schläge ab - das macht wieder wach und gibt Energie!
Ausser Kühen und Rinder sehen wir auch Fledermäuse und hören immer wieder Käuze.
Schliesslich beginnt es zu tagen und bei der Suworow-Brücke (General Suworow) geben uns die Vögel ihr tägliches Früh-Konzert (-> 0500).
In Morschach hat kurz nach 0600 noch nichts offen, also wandern wir nach einer kurzen Rast weiter nach Sisikon, wo es beim Dorfbeck Kaffee und feine Apfelwähe gibt.
Mehr oder weniger dem See entlang geht es dann nach Flüelen und schliesslich weiter nach Altdorf, wo wir auf der Terasse des Lehnhofs ein feines Mittagsmenü geniessen.
Der anschliessende Verdauungsspaziergang führt uns natürlich zum Bahnhof Altdorf, wo wir um 13:30 eintreffen.

Rita
Vreni, Olivier
Michi
Dubi


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Profil
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Statistik
Länge: 74 km
rauf: 1738 Hm
runter: 1838Hm
Zeit: 24h

Fazit

  • Nach der Erfahrung der ersten Etappe, hatte ich recht Respekt vor der Kühle der Nacht kombiniert mit der Müdigkeit. Sowohl Michi als auch ich empfanden die Temperaturen in dieser Mainacht als angenehm. Auch die Müdigkeit machte uns nicht so zu schaffen wie bei der ersten Etappe.
  • Wichtig bei solchen Dauerleistungen ist die Zielsetzung. Im Nachhinein meine ich, dass die örtliche Zielsetzung "Sisikon" etwas zuviel Gewicht bekam.
    Als wir kurz nach 0800 in Sisikon ankamen, war zwar beiden klar, dass unser Ziel nun Flüelen heisst und bevor wir dort ankamen, stand bereits Altdorf als Ziel fest. Wir haben die Situation prima gemeistert, doch nach über 20h Wandern ist der Umgang mit moving targets nicht zu unterschätzen.
    -> Der zeitliche Aspekt der Zielsetzung (24h) soll wieder mehr Gewicht erhalten.
  • Kein Widerspruch zum vorangehenden Punkt: irgendwie würde mich auch eine 100km-Etappe reizen.
  • Nachtwandern verändert das Sensorium  - aufgefallen ist mir, dass ich in der Dunkelheit meine Sinne fast ausschliesslich auf die Weg-, bzw. Trittfindung ausrichte, die Umgebung über mir nehme ich praktisch nur noch  passiv, bzw. reaktiv wahr - ich reagiere auf vorbeifliegende Fledermäuse oder akkustische Reize. Bei der nächsten Nachtwanderung möchte ich bewusst inne halten, um die "Witterung" der Umgebung aufzunehmen.