Ich treffe Philipp am frühen Auffahrt-Morgen in Wil.  Im Poschti sind wir dann auch die einzigen Gäste und der Chauffeur wundert sich, was wir bei diesem eher unfreundlichen Wetter in der Hulftegg wollen.
Es nieselt aus tiefhängenden Wolkenfetzen, dazu kommen die fetten Tropfen aus den Bäumen. Relativ lustlos gehen wir auf der Hauptstrasse unserem eigentlichen Startort entgegen.
Bei der Scheune auf dem Rechboden wird die Uhr gestartet. Die Kantonsgrenze verschwindet hier im Wald und verläuft in der sehr steilen Fall-Linie bergwärts - wie sich schnell herausstellt zu steil für uns! Nach einigen tapferen Versuchen muss auch ich einsehen, dass auf dem nassen Boden ein Vorwärtskommen nicht möglich ist. Wir weichen auf die Wiese aus, wo uns die Kühe unter anderem ein paar Tritte hinterlassen haben.
Schon bald sind wir aber wieder im Wald und kämpfen uns eher grenzwertig - unter Zuhilfenahme der Hände - aufwärts.
Für den ersten Kilometer benötigen wir über 30 Min. Doch nun haben wir den Weg erreicht, der relativ nahe der Grenze verläuft. Unter dem Roten tappen wir in eine Fotofalle, welche dem Luchs-Monitoring dient. Wir joggen nun auf dem Gratweg zügig bis zum Schnebelhorn und erklimmen damit den höchsten Punkt des Kantons Zürich. Der Wind bläst ziemlich stark, so dass die Gipfelpause sehr kurz ausfällt. Weiter geht's zur Schindelberghöchi und auf einem symphatischen Weglein auf den Dägelsberg.
Hier trennen sich Kantonsgrenze und Weg. Wir lassen Vernunft walten und folgen dem Weg, der mit jedem Meter alpiner wird. Schliesslich sind wir schon auf diesem Pfad genug gefordert, im Gelände wären wir bei diesen Verhältnissen sicher überfordert gewesen. Trotzdem suchen wir etwa 100m über der Talsole eine direkte Variante, um grenznahe ans Ufer der "hindere Töss" zu gelangen, wir finden zum Glück keine Möglichkeit.
Der Weg zum Punkt 817 führt durch eine gewaltige Landschaft, über mehrere imposante Stufen fallen die Seitenbäche in die tiefliegende Töss. Das Gelände ist hier so steil, dass der Weg an vielen Stellen abgerutscht ist und zum Teil breite Risse aufweist - auch meine Waden und Schienbeine weisen spührbare Risse auf, die Dornen und das Gras, welches die wenig begangenen Wege überwuchert, haben Spuren hinterlassen. Dazu kommt das Brennen der Brennnesseln, vielleicht ist das aber auch der salzige Schweiss, der vom Regen in die Schürfungen gespühlt wird ...
Nach rund 2:30 (9km) stehen wir am Fuss des Tössstocks. Eine schmale Pfadspur führt uns durch die zahlreichen senkrechten Nagelfluh-Bänder. Bei einer Stelle sind wir nicht sicher, ob wir dies nun als Treppe oder Leiter bezeichnen sollen. Ich tippe auf Leiter, denn wenn man diese Stelle abwärts passiert, wird man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit rückwärts gehen, so dass man sich jeweils an der höhere Stufe bequem mit den Händen halten kann - damit mutieren die Stufen zu Sprossen - ergo keine Treppe sondern eine Leiter!
Bei der Kantonsgrenze wird das Gelände wieder eine Spur flächer, so dass wir die weglose Diretissima wählen. In Schwämi treffen wir zum ersten Mal auf dieser Tour zwei Leute, ebenfalls Jogger. Die Begrüssung ist kurz und prägnant:"Salut - wir sind also nicht die einzigen Spinner".
Wir umrunden den Tössstock und halten uns respektvoll an die Wege.
Nach der Wolfsgrueb, bzw. nach 16 km in 4h, lassen wir die spektakulär Naturlandschaft hinter uns, vor uns liegen nun noch 3:40h gemütliches Joggen entlang der Kantonsgrenze durch übersichtliches Kulturland.
In Rüti angekommen gönnen wir uns verdientermassen ein grosses Bier und treten dann die Heimreise an.

PS: Thomas Widmer erwähnt in seinem Wanderblog seinen Steuerberater Ubo, der unter dem Schnebelhorn zur letzten Etappe seines Projektes  "Alle Wanderwege des Kantons Zürich" ansetzte: zum Artikel

zur Karte mit Route


Profil

  bis zur Grenze auf , bzw. an der Grenze zum öV Total
Distanz 0 km 31.35 km 0 km 31.35 km
Höhe rauf 0 Hm 1640 Hm 0 Hm 1640 Hm
Höhe runter 0 Hm 1927 Hm 0 Hm 1927 Hm
Zeit 0:00 h 7:40 h 0:00 h 7:40 h